6. APRIL 2020

18:19 Uhr

Hand aufs Herz. Wer möchte nicht offensiv sein Leben gestalten, zuversichtlich am eigenen Glück arbeiten, allfällige Probleme anpacken und das Leben optimistisch und lösungsorientiert angehen? „Mut zum Glück“ steh da in großen Lettern über dem Eingangsportal eines noch größeren Versicherungskonzerns. Von wegen: Denk positiv. Mir ist das Lachen in den letzten Wochen gehörig vergangen. Und „Gute Laune auf Befehl“ geht schon gar nicht.

Gerade in Zeiten von kollektiven Ängsten hilft es, sich vorzustellen, was alles schiefgehen könnte. Einfach immer nur positiv denken ist ein bisschen wie den ganzen Dreck unter den Teppich kehren. Ich vertraue da lieber meinem Hang zum defensiven Pessimismus. Aus Erfahrung weiß ich: erst die direkte Konfrontation mit Problemen und Worst-Case-Szenarien hat mich wachsen und mutiger werden lassen.

Das Glück ist bekanntlich ein Vogerl. Und doch gibt es mitunter einen Zwang durch andere zum Glücklichsein. Verständlich, denn das Unglück anderer macht auch uns unglücklich. Eine zutiefst egoistische Motivation im Mäntelchen der Besorgnis. Wie auch immer, jeder Mensch ist seines Glückes Schmid und muss seinen individuellen Weg wohl selbst finden. Gerade jetzt. In Zeiten der Krise.

Ein Radfahrer fährt an der überdimensionalen Anleitung zum Glücklichsein vorbei. Und schon schiebt sich ein neues, imaginäres Bild in meine Gedankenwelt. Das von David und dem Goliath. Mit einem inneren Lächeln ziehe ich weiter. Ziel unbekannt.

Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen. Und ich lächelte und ich war froh. Und es kam schlimmer.