WIEN.100

Als Fotograf weiß ich, dass eine Änderung der Perspektive oft eine große Wirkung hat. Drohnenaufnahmen ermöglichen es, Ansichten zu bekommen, die von der Bodenperspektive aus nicht möglich sind. Im Mittelpunkt meines Projektes stehen besondere Orte, Momente und Stimmungen, die aus exakt 100 Meter Höhe und jeweils zur goldenen Stunde abgelichtet werden.

Tauchen Sie ein in die Welt von WIEN.100 und lassen Sie sich inspirieren von der Schönheit und Vielfalt, die sie einfängt.

SCHLOSS BELVEDERE

März 2025

Prinz Eugen von Savoyen (1663-1736), erfolgreicher Feldherr und Kunstliebhaber, ließ sich das Gartenpalais Belvedere von Johann Lukas von Hildebrandt als Sommersitz – damals vor den Toren der Stadt – erbauen. Das barocke Gesamtkunstwerk besteht aus zwei Schlössern (Oberes und Unteres Belvedere) und beherbergt heute österreichische Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart.

HAUPTBAHNHOF

März 2025

Wien war als Zentrum der Habsburger Monarchie immer auch das logistische Zentrum des Vielvölkerstaates gewesen, der – Insignium der Macht und der Moderne – natürlich mehrere Bahnhöfe in der Metropole betreiben ließ. Kaiser-Ferdinands-Nordbahn, Süd- und Ostbahn vor der großen Industrialisierung, Westbahn, Nordwestbahn, Franz-Josefs-, Aspangbahn und Verbindungsbahn Mitte des 19. Jahrhunderts: Das Gleisnetz führte in die Welt, es führte die Arbeiter um die Jahrtausendwende aus dem armen Osten in die Hauptstadt und die Sommerfrischler aus Wien in den Süden.

Das war einmal. Der neue Megabahnhof ist Wiens Zentralbahnhof und Tor zur Welt. Mit täglich 145 000 Passagieren und 1.100 Zügen, die auf 16 Bahnsteiggleisen verkehren, prägt er das Bild eines der lebendigsten Fernbahnhöfe Europas.

URANIA

März 2025

Die Urania wurde nach Plänen Fabianis 1909/1910 an der Mole des Wiener Donaukanals errichtet, wo die Wiener Ringstraße auf den Franz-Josefs-Kai trifft. Der mächtige Bau wurde von Kaiser Franz Josef persönlich eröffnet, was für die besondere Bedeutung des Gebäudes für die Hauptstadt spricht.

Die Initiative für den Bau kam vom Wiener Verein Urania, der nach den 1888 in Berlin und 1897 in Magdeburg gegründeten Vereinen ins Leben gerufen wurde, um „die Verbreitung der Freude an den Wissenschaften“ zu fördern. Vereine mit diesem Namen, der aus dem griechischen Wort Uranos – Vater des Himmels – abgeleitet wurde, wurden damals in ganz Europa nach der Idee Alexanders von Humboldt gegründet, der in Berlin mit öffentlichen Vorträgen über das Universum den Menschen die Naturwissenschaften näher bringen wollte

Der mächtige Bau der Urania hat die Form eines großen Schiffes, das am Ufer vor Anker liegt und sich den Blicken vom Fluss aus öffnet.

GASOMETER

März 2025

Die Gasometer sind faszinierende Denkmäler einer längst vergangenen Zeit. 1896-1899 errichtet, hatten die Bauwerke bis 1986 ihre ursprüngliche Funktion als Gasspeicher erfüllt. Danach wurde es still um die vier Gasriesen – sie verfielen in einen langen Dornröschenschlaf. Erst in den 1990er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde laut über eine neue Nutzung der unter Denkmalschutz stehenden Bauwerke nachgedacht. 1999 – also gut hundert Jahre nach der ersten Geburt – wurde der Startschuss für ein außergewöhnliches Projekt gegeben: der Umbau zu einem modernen Wohn- und Geschäftszentrum.

Der französische Stararchitekt Jean Nouvel wollte das Innere des Gasometer A nicht verbauen, sondern ihn mit einem eigenen Baukörper aufwerten. Ihm war es wichtig, visuelle Leichtigkeit durch die Verwendung von Glas und spiegelndem Stahl zu vermitteln und eine Synergie zwischen der alten bestehenden Außenmauer des Gasometers und der neuen Konstruktion zu schaffen.

Das markante Erkennungszeichen des Gasometer B ist der nördlich angelehnte Zubau in Form eines Schildes. Architekt Wolf D. Prix vom Team Coop Himmelb(l)au wollte mit diesem Projekt moderne Akzente in den Gasometern setzen und das Gebäude durch den markanten Zubau («Schild») in seiner nutzbaren Wohnfläche vergrößern.

Der Gasometer C, ausgestaltet von Manfred Wehdorn, besticht in mehrfacher Hinsicht: traditionelle Wiener Bauweise, viel Grün und ein Platz der Geselligkeit. Ein groß angelegter treppenförmiger Hof in Form eines Atriums ist das Zentrum des Gasometer C. Das ermöglicht Lichteinfall bis in die unteren Etagen im Innnehof.

Architekt Wilhelm Holzbauer ging als einziger den umgekehrten Weg. Er verbaute den Gasometer von innen nach außen, in Sternform. So entstanden drei Innenhöfe mit Gärten in 35 Metern über der Straße und Blick über Wien.

STUWERVIERTEL

April 2025

Das Wiener Stuwerviertel, ein faszinierendes und dynamisches Viertel im 2. Wiener Gemeindebezirk Leopoldstadt, stellt einen einzigartigen Schnittpunkt von Geschichte, Kultur und urbanem Leben dar. Der Stadtteil ist nach Franz Stuwer benannt, einem bedeutenden Unternehmer, der im 19. Jahrhundert lebte und das Viertel maßgeblich prägte. Ursprünglich als Arbeiterviertel konzipiert, um den Zuzug von Arbeitskräften, die in den nahegelegenen Fabriken und am Hafen arbeiteten, zu unterstützen, hat sich das Stuwerviertel im Laufe der Zeit zu einem vielschichtigen und multikulturellen Stadtteil entwickelt.

Die Architektur ist geprägt von einer Mischung aus historischen Zinshäusern, die aus der Gründerzeit stammen, und moderneren Wohngebäuden. Diese architektonische Vielfalt spiegelt die sozioökonomischen Veränderungen im Viertel über die Jahrzehnte wider. Besonders bemerkenswert ist das Ensemble aus roten Ziegelbauten, die in den 1920er Jahren unter dem Einfluss des sozialen Wohnbaus entstanden. Menschen aus über 100 verschiedenen Nationen leben hier, was sich in der Vielfalt der Restaurants, Geschäfte und kulturellen Einrichtungen widerspiegelt.

VIERTEL ZWEI

April 2025

Einen Steinwurf vom Wiener Prater beginnt das VIERTEL ZWEI an der U-Bahn-Station Krieau. Sein Herzstück bildet ein künstlicher See mit Stegbrücke, in dem sich die markanten Bauten spiegeln. Noch vor 20 Jahren hätte niemand gedacht, dass das unzugängliche Brachland zwischen Ernst-Happel-Stadion und Wurstelprater eines Tages zu einem Paradebeispiel der Wiener Stadtentwicklung wird. Das Viertel Zwei, das Gelände der WU und die Messe Wien sowie der Praterbilden heute einen neuen Lebensraum, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vereint.

Die Gesamtkreation ist nicht nur das Werk von zahlreichen natio­na­len und internationalen Architekt:innen, sondern auch des Bundesdenkmalamtes. Denn hier ist nicht alles neu, was glänzt. Auf dem geschichtsträchtigen Areal blieben auch viele historische Bauten erhalten. Dazu gehören unter anderem die denkmal­geschützten Stallungen und die Tribünen der Trabrennbahn Krieau – diese zählen zu den ersten Stahlbeton-Bauten im Jugendstil und wurden zwischen 1912 und 1914 von Otto Wagners Schülern Marcel Kammerer, Otto Schönthal und Emil Hoppe realisiert. 2021 wurde ihnen neues Leben eingehaucht. Jetzt werden sie als hochmoderne Büros genutzt. Auch Rennen finden heute noch statt.

SCHLEUSE NUSSDORF

April 2025

Die Nussdorfer Wehr- und Schleusenanlage ist eine Welt für sich. Diese kleine, dem 20. Wiener Gemeindebezirk vorgelagerte Insel schützt die Wiener Innenstadt dank ihrer Wehranlage vor Hochwasser und dient als Tor zum Donaukanal. Dass Wiens legendärer Stadtplaner Otto Wagner am Bau der Anlage beteiligt war, ist am Stil der auf die Insel führenden Schemerlbrücke und des Verwaltungsgebäudes leicht zu erkennen.

Staatstragend kam die Schleuse einst daher mit zwei großen Löwenfiguren als Pylonen aus Bronze, abgeleitet von chinesischen Wächterlöwen. Otto Wagner  sah das Wehr als Stadttor und baute repräsentativ mächtig. Die Lage: exponiert, an der Abzweigung des Donaukanals vom großen Strom in die Stadt.

FERNWÄRMEWERK SPITTELAU

April 2025

Die Müllverbrennungsanlage in der Spittelau wurde 1971 eröffnet. Nach dem Großbrand im Mai 1987 sollte die Anlage neu gebaut und auf den technisch letzten Stand gebracht werden. Der damalige Wiener Wohnbaustadtrat Johann Hatzl, unter dessen Ägide auch das Hundertwasserhaus im dritten Bezirk errichtet wurde, brachte den Architekten Friedensreich Hundertwasser für die Planung des Neubaus der Müllverbrennungsanlage ins Spiel. Hundertwasser, der sich stark im Umweltschutz engagierte und „die Wegwerfgesellschaft“ anprangerte, lehnte anfangs allerdings ab. Warum? Der Architekt wollte zunächst alle Wege zur Abfallvermeidung ausschöpfen. Er konnte schließlich doch überzeugt werden, weil modernste Technik zum Einsatz kam und er zur Einsicht gelangte, dass es ohne Müllverbrennung gar nicht geht.

Die Planungen, die Hundertwasser sogar kostenlos übernahm, begannen 1988. Aus dem ursprünglich unscheinbaren Zweckbau wurde ein fröhliches und nachhaltiges Gebäude, das alle Erwartungen sprengte und bis heute als Symbol für den Umweltschutz in Wien gilt. Die Müllverbrennungsanlage bekam Dachbegrünungen, unebene Böden, mit echtem Gold verzierte Kuppeln, bunt bemalte Wände und viele kunstvolle Ornamente. „Markenzeichen“ ist eine goldene Kugel am 126 Meter hohen Schlot, unter dem drei Horste für Turmfalken eingebaut wurden. Berühmt ist auch eine große Verzierung in Form eines Kapperls. Angeblich soll Hundertwasser nach einer Meinungsverschiedenheit mit dem Bauherren gesagt haben, er „haue den Hut drauf.

Dieser spektakuläre Industriebau sollte nach Hundertwassers Vision ein Beispiel für eine harmonische Symbiose von Technik, Ökologie und Kunst sein, ein Mahnmal für das Bedürfnis nach einer abfallfreien Gesellschaft.

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